Kapitel 1 · Das Vermächtnis beginnt

Im Jahr 2006, noch bevor XXL Lashes überhaupt eine Idee war, gab es eine Frau. Kein Businessplan, kein Lagerhaus – nur eine Mutter, die einen Weg suchte, ihre Familie in unsicheren Zeiten zu unterstützen.

Ihre Familie befand sich in einer finanziellen Krise, die ihnen bereits vieles genommen hatte. Was blieb, war Entschlossenheit. Sie entdeckte Wimpernverlängerungen, gerade als diese in Promikreisen im Ausland aufkamen. In Hollywood waren sie bereits der neue Trend: sie ließen die Augen größer, strahlender und definierter wirken. Wenn Stars das wollten, war es nur eine Frage der Zeit, bis Frauen überall danach verlangten.

Mit nichts weiter als einem Set asiatischer Trainings-DVDs und zwei geduldigen Freundinnen übte sie unzählige Stunden. Wimper für Wimper, in langen, mühsamen Sitzungen. Sie reiste nach London, um eine Ausbildung zu machen – denn damals konnte man das nicht einfach online oder in einer örtlichen Kosmetikschule lernen. Sie investierte Geld, das sie kaum hatte, lieh sich sogar von Freunden. Mit einem Koffer voller Werkzeuge fuhr sie quer durch Marbella, besuchte Kundinnen in deren Wohnzimmern und arbeitete Stunde um Stunde, um ihre Technik zu perfektionieren.

Sie beherrschte die Methode schnell, erkannte jedoch etwas Wichtiges: Sie war nicht hier, um die Künstlerin zu sein. Die wahre Kunst lag bei den Stylistinnen und Kosmetikerinnen, die Außergewöhnliches schaffen konnten. Ihre Aufgabe war es, sie mit den richtigen Werkzeugen zu unterstützen.

Genau darin lag die eigentliche Herausforderung. Produkte waren rar, teuer und oft nicht gut genug. Also beschaffte sie alles direkt, kontaktierte Lieferanten weltweit, testete alles selbst und entwickelte Werkzeuge, die speziell für die Wimpernapplikation gedacht waren. Nur Produkte, die sich als wirksam, praktisch und fair im Preis erwiesen, fanden den Weg in den XXL-Katalog.

Was mit ein paar Schubladen voller Produkte auf eBay begann, wuchs zu Regalen, dann Räumen, Containern und schließlich Lagern. XXL Lashes wurde so zu einem der ersten Wimpern-Unternehmen weltweit – und vor allem in Europa –, das professionelle Produkte in mehreren Sprachen anbot. Viele versuchten zu folgen, nur wenige hielten durch. Aber nichts davon war einfach: zu wenig Platz, nie genug Geld und Risiken, die immer größer schienen als die vorhandenen Mittel.

Das „Team“ bestand in diesen Jahren nicht aus vielen Angestellten. Zunächst war es nur sie, dann ihr Sohn, dann Freunde – die wiederum weitere Freunde brachten. Frauen, die selbst vor Herausforderungen standen, ihre Familien unterstützten und spätabends, am Wochenende und frühmorgens Bestellungen packten und Sendungen vorbereiteten. Es war Überleben – aber auch Zusammenhalt. Gemeinsam bauten sie nicht nur ein Geschäft, sondern eine Gemeinschaft auf.

Mit der Zeit wuchs der Traum über Marbella hinaus. Eine internationale Firma aufzubauen, sieht selten glamourös aus. Es bedeutet: Nächte am Küchentisch, umgeben von Papierkram. Frühe Morgenstunden am Postschalter. Endlose Stunden in engen Räumen, um Warenbestände zu verwalten. Es bedeutet, Risiken abzuwägen, Rechnungen zu bezahlen, von denen man nicht weiß, ob man sie decken kann, und darauf zu vertrauen, dass sich die Mühe irgendwann auszahlen wird.

Viele Jahre zahlte sich diese Arbeit aus. Schritt für Schritt wuchs XXL Lashes. Doch die Welt veränderte sich. Der Wettbewerb wurde härter. Billige Kopien überschwemmten den Markt – sogar Nachahmungen unserer eigenen Produkte. Preise mussten gesenkt werden, während die Kosten weiter stiegen.

Und dann kam 2021. Mit der Pandemie kam der Stillstand. Bestellungen brachen fast über Nacht weg, die Ausgaben jedoch blieben: Lager, Lieferanten, Werbung, Mitarbeiter und unzählige laufende Kosten. Es war eine Zeit der Angst und des Überlebens – eine Erfahrung, die viele unserer Kundinnen nur zu gut kennen. Viele Stylistinnen und Salonbesitzerinnen mussten endgültig schließen. Andere kämpften darum, ihr Geschäft am Leben zu erhalten, oft ohne zu wissen, wie es von Woche zu Woche weitergehen sollte.

Diese Jahre haben Spuren hinterlassen. Aber sie haben auch Stärke offenbart. Denn genau das ist ein Vermächtnis: nicht die einfachen Momente, sondern die schwierigen, die man übersteht. Nicht nur das Wachstum, sondern die Widerstandskraft, weiterzumachen, wenn alles unmöglich scheint.

Und genau dieses Vermächtnis trägt XXL Lashes bis heute. Nicht nur Wimpern – sondern eine Geschichte von Stärke, Hingabe und Gemeinschaft.